Dienstag, 31. Januar 2012

34) WHITE ROCK, Januar 2012

Es ist nun endlich Winter in Westkanada geworden. Einige Tage nach dem Urlaub fielen die Temperaturen in einigen von uns bereisten Orten um die minus 30°C. Natürlich nicht bei uns um Vancouver. Hier speiste uns der Winter mit einer frostigen Woche um minus 8°C ab. Kerstin hatte arbeitsfrei bekommen und damit ein paar Faulenztage.
Auf einer Radtour zur Boundary Bay, ca. 15 km von uns entfernt, konnten wir die dort überwinternden Schneeeulen beobachten. Sie sind nicht sonderlich scheu und es war ein besonderes Erlebnis, sie in freier Wildbahn zu sehen.


Radtour zur Boundary Bay
Schneeeule

Am 29.01. fand in Vancouvers Chinatown die alljährliche Chinesische Neujahrsparade statt, denn am 30.01. startet China ins ´Jahr des Drachens` Natürlich regnete es und die Gesichtsausdrücke einiger Paradeteilnehmer waren dem entsprechend lustlos. Doch die bunten Kostüme, Drachen, Löwentänzer, Kung-Fu Kämpfer, Fächertänzerinnen und chinesischen Vereine, die sich vorstellten, waren schön anzusehen.

 Chinesische Neujahrsparade, Vancouver






Freitag, 6. Januar 2012

33) Winterreise ins neue Jahr

25.12.11-07.01.12 

Weihnachten geht’s los. Rucksäcke gepackt, Zelt obendrauf und bei strömendem Regen und Wind zur Fähre. Da wir an der falschen Busstation umsteigen wollen, nimmt uns ein netter Ire das letzte Stueck mit dem Auto mit. (Er hat die Geschenke zu Hause liegen gelassen!). Nach zwei Stunden Überfahrt sind wir in Nanaimo an der Ostküste Vancouver Islands. Dort ist das Wetter zwar schöner, aber alles hat geschlossen, was für hiesige Verhältnisse schon ungewöhnlich ist. Wahrscheinlich ist der einzige Weihnachtsfeiertag den Kanadiern dann doch heiliger als andere Feiertage? Beim Laufen durch die ausgestorbenen Straßen finden wir tatsächlich ein geöffnetes Fast-Food-Restaurant. Weihnachten mal anders. Übernachten draußen am Hafen unter einem Vordach. Es ist mild.
Am nächsten Tag geht es mit dem Skibus in die Berge. Der Regen wird langsam zu Schnee und hier oben am Mt. Washington ist reges Wintersporttreiben. Wir leihen uns Schneeschuhe aus und wandern die nächsten Tage in die Wälder. Das Wetter ist sehr wolkig und leider sehen wir nicht viel von der Umgebung. Doch das tut dem kleinen Abenteuer keinen Abbruch. Am zweiten Nachmittag haben wir Glück: die kleine Hütte 'Sid's Cabin' taucht neben uns im Wald auf und natürlich verbringen wir hier selig und geborgen die Nacht, in der es windet und regnet. Am vierten Tag noch etwas Skilanglauf, während es stürmt, aber inzwischen wieder kälter ist und schneit.
Am zugefrorenen Lake St. Helen
Tee kochen am Morgen
Schneeschuhwandern
Unterschlupf in "Sid's Cabin"
Skitour am Mt. Washington
Unten an der Küste in Comox machen wir mal wieder eine Nacht Couchsurfing bei einem radelverrückten Paar um die 60, Jessie und Jack. Sie haben sich ein kleines Holzhaus am Meer mit großer Terrasse ausgebaut. Drinnen sieht es aus wie in einem Schöner-Wohnen-Prospekt. Überall warme Farben, Pflanzen, Gemälde und eine Badewanne mit Meerblick. Abends sind die Nachbarn zu Gast und wir plauschen zu Jack´s vorzüglichem Wildlachs aus dem Ofen.
Jessie und Jack's Haus, Comox
Terrassenausblick
Weiter mit dem Greyhound-Bus über Vancouver Island, bis ganz in den Norden nach Port Hardy. Wir sind ein paar Stunden unterwegs, schließlich hat die Insel insgesamt eine Nord-Süd-Ausdehnung von 450 km, von der wir jetzt 300 km zuruecklegen.
Pause in Campbell River
Neuschnee in den Bergen

In Port Hardy in einer weißen Winternacht draußen schlafen - da schlägt das Abenteuerherz höher. Als Jörg früh einen Kaffee holen geht, kommen hilfsbereite Leute bei Kerstin vorbei und sagen ihr, wo die Obdachlosenunterkunft ist und dass es dort warmen Tee gibt. Wenn die wüssten!
Nachmittags eine kleine Wanderung zum Fährhafen.  

Hardy Bay, Vancouver Island
Wieder mal Wartezeit im Fast-Food-Laden...

18 Uhr am letzten Abend des Jahres. Unsere Fähre faehrt aus der Hardy Bay und die weiteren 22 Stunden verbringen wir in den Fjorden der Inside Passage. Silvester ganz ruhig. Von den wenigen Passagieren macht jeder sein Ding und wir haben ja auch unsere Schmöker mit. Die ersten Berge sehen wir frühmorgens, alles ist in blauem Dämmerlicht und Nebelschwaden ziehen an den Berghängen entlang. Später setzt der Regen ein und wir sehen nur noch ab und zu ein paar Berge oder Frachtschiffe, die im Nebel auftauchen und wieder verschwinden.

Neujahrsmorgen in der Inside Passage

Prince Rupert empfängt uns gegen Abend mit stürmischem Wind und Regen. Wir haben uns sagen lassen, dies sei der Ort mit dem meisten Niederschlag in Kanada. Warten auf den Bus mit anderen Reisenden im Greyhound-Büro. Nach einigen Stunden hin und her steht gegen 22 Uhr fest: der (natürlich einzige) Highway gen Osten ist zur Eisbahn geworden, Unfälle sind passiert und nun ist er komplett geschlossen worden. Wir machen uns auf und finden das Moby Dick Inn, einen älteren Hotelkasten, von netten Südkoreanern betrieben. Mit Spezial-Preis für uns! Wir planen unsere Reise um und bleiben drei Tage in Prince Rupert, bis der nächste Zug gen Osten fährt. Der Ort mit den 12.000 Einwohnern hat schon bessere Zeiten gesehen, viele Häuser sind alt. Einen gewissen Charme versprüht er trotzdem oder gerade deshalb. In den Regenpausen spazieren wir umher und die Tage vergehen schnell.

Blick aus dem Hotelzimmer, Prince Rupert
Kneipe in der Cow Bay, Prince Rupert
Kleiner Hafen, Prince Rupert

Es folgt eine lange Zugreise zurück nach Vancouver: drei Tage lang (mit Nachtstopps in Prince George und Jasper) fahren wir durch das winterliche Kanada. Zugfahren ist hier ganz schön anders als in Deutschland. Es gibt nur sehr wenige Eisenbahnstrecken, die im Winter nur alle paar Tage mit einem kurzen Zug bedient werden. Er besteht aus einem Gepäckwagen, einem Personenwagen und einem Cafe- und Panoramaaussichtswagen. Und zeitweise sind wir nur knapp 10 Passagiere. Der Schaffner vertreibt sich die Zeit mit Gesprächen mit den Passagieren und hat ab und zu an den kleinen Bahnhöfen etwas Gepäck zu räumen. Die Gleise erlauben keine hohen Geschwindigkeiten und so geht es sehr gemächlich voran, mit Wartepausen. Sogar einen Anhalter können wir aus den Wäldern mitnehmen. Er stand mit Köfferchen am Gleis und da der Zug nicht rechtzeitig bremsen konnte, ist dieser selbstverständlich noch einmal 200 m zurückrangiert. Toller Service.
Unser Zug in McBride
Panoramawagen
Zugcafe im letzten Wagon
Fraser River bei Prince George
Fahrt durch die Berge
In den Rocky Mountains
Landschaft am Moose Lake (…den wir im Sommer entlanggeradelt waren…)

Zurueck in Vancouver ist auch wieder Regenwetter angesagt und es ist immernoch sehr mild, wie auf unserer Reise. Eigentlich haetten wir so weit im Norden den kanadischen Winter erfuehlen sollen – minus 30 Grad waeren durchaus drin gewesen. Stattdessen ungewoehnlich hohe Temperaturen zwischen plus und minus 5 Grad. Das gefaellt den Kanadiern gar nicht... sie sind schon am schimpfen wann es denn nun endlich Winter wird!