Mittwoch, 21. Dezember 2011

32) Advent, Advent...

… ein Lichtlein brennt. 
Adventssonntage in diesem Sinne sind hier unbekannt. Denn Weihnachten auf kanadisch ist ein wenig anders als bei uns - und doch wiederum so gleich: Massenkonusum, Weihnachtsmusikgeträller (das klingt hier jedoch eher wie kitschige Schlagermusik), geschmückte Häuser. Dabei beleuchten die Kanadier gern und viel. Rentiere, große aufgeblasene Weihnachts- und Schneemänner, bunte Lichterketten an Häusern und Bäumen sowie ab und zu auch eine hübsche, dezente Gestaltung. Der Extremfall sieht jedoch so aus:


Generatorbetriebener Lichtergarten

In Vancouver gibt es einen kleinen Weihnachtsmarkt nach deutscher Tradition. Hier haben viele deutsche Einwanderer einen Stand und es gibt Bratwurst mit Sauerkraut, Stollen, Bratäpfel, bayerische Bierkrüge und erzgebirgische Schnitzkunst. Natürlich alles zum doppelten Preis wie daheim. Alles in allem nett gemacht und den heimischen Märkten sehr ähnlich. Nur die Darbietungen der portugiesischen Volkstänze und der Marimba-Band wollen, wenn auch nett, nicht richtig dazu passen.

Volkstänze auf Vancouvers Weihnachtsmarkt
Leckerli-Raclette am Schweizer Stand

Bleibt uns, euch allen ein frohes Weihnachten mit aufregenden und unaufgeregten Stunden bei Lebkuchen, Plätzchen und Räucherduft zu wünschen! Startet das neue Jahr mit positiven Gedanken und lasst euch nicht unterkriegen!

Da Kerstins Gärtnerei für 10 Tage schließt, werden wir uns über Weihnachten und Neujahr auf große Winterreise begeben – wohin wird noch nicht verraten…

Mittwoch, 30. November 2011

31) WHITE ROCK, November 2011

Schon wieder ist ein Monat vorüber und es ist kälter geworden. Die ersten frostigen Nächte und auch den ersten Schnee haben wir hinter uns. Des Weiteren einen 30-stündigen Stromausfall im ganzen Hafen. Stürmischer Wind hatte das Meereswasser in die Marina getrieben und Teile überflutet. Auch die Stromzentrale. Auf dem Boot waren wir demzufolge auch ohne Heizung und Wasser, das sonst über eine elektrische Pumpe ins Waschhaus gepumpt wird. So gab es Kerzenschein-Dinner in Schlafsäcken und Wollmützen beim letzten kalten Tee. Aber das ist nun auch überstanden und zum Glück war es gerade einigermaßen mild, dass wir zumindest ca. 7°C im Boot hatten.

Ein kalter Samstagmorgen
Bastelecke: Weihnachtspäckchen für Deutschland

Jörgs Busbekanntschaft Andrew ist ein sympathischer Typ und der erste, den wir inzwischen schon ein paar Mal getroffen haben. U.a. haben wir schon zusammen in seinem Appartement in White Rock gekocht und waren im Kino in Vancouver. Wenn er mit dem Rad in der Nähe ist, klopft es schon mal unten am Boot und er bringt selbst gebackenen Kuchen vorbei.

Ansonsten? Alltagsleben. Jörg ist Hausmann, macht Besorgungen mit dem Fahrrad und auch mal eine schöne Tour entlang der Küste. Kerstin schält sich an ihren Arbeitstagen früh tapfer aus dem Schlafsack in die kalte Umgebung und an freien Tagen erkunden wir zu Fuß die Gegend. 
Passend dazu jetzt einfach mal ein paar Heimatfotos rund um den Crescent Beach. Auch wenn das Wetter auf den Fotos toll ist: es gibt auch genug trübe und regnerische Tage, die hier nicht bildlich dargestellt werden...


Unser Zuhause: die Crescent Beach Marina (hinter der Eisenbahntrasse vorm Berg)
Spaziergang
Treppe zum Strand
Crescent Beach bei Ebbe
Kite-surfer
Sonnenuntergang

Dienstag, 15. November 2011

30) LANGES WOCHENENDE AN DER SUNSHINE COAST

11.-13.11.2011

Freitag ist Remembrance Day, ein Feiertag an dem den Kriegsopfern des 20. Jh. gedacht wird. (Zu vergleichen mit dem Volkstrauertag in Deutschland.) In Kanada kauft man sich gegen eine kleine Spende eine Mohnblume, die man sich an diesem Tag zum Gedenken ansteckt.
Und wir nutzen die freie Zeit, um mal wieder raus zu kommen!
Henriette (die wir im Sommer beim Trampen kennengelernt haben – siehe Kapitel 26-Hotelzimmer) und ihr Mann Larry haben uns in ihr ganz besonderes Zuhause eingeladen. Es liegt abgeschieden an einem Fjord, dem Sechelt Inlet, an der sog. ´Sonnenschein-Küste´ nördlich von Vancouver. Schon auf der Hinfahrt mit Fähre, Auto (Larry holt uns ab) und Motorboot (18 km Fahrt in Regen, Hagel und Wind!) zeigt sich die tolle Berglandschaft dieser Küste. Das Anwesen ist nur mit dem Boot zu erreichen. Hier gibt es keine Straßen und keine Elektrizität (Generator), dafür ein paar nette Nachbarn, einen großen Garten mit Obstbäumen und wunderschöne Natur.



Henries und Larrys Zuhause am Sechelt Inlet

Allerlei alte Dinge im Garten

Als Henrie, die holländischstämmige Kanadierin, und Larry das Anwesen vor 6 Jahren gekauft haben, war gerade der letzte der hier einst lebenden schwedischen Familie, Gunnar, im Alter von 90 Jahren verstorben. Die beiden Holzhäuser waren alt und lotterig, voller Gerassel und der Garten verwildert. Was Henrie und Larry sich seit dem hier aufgebaut haben, ist bewundernswert. Die Häuser sind restauriert und liebevoll mit den hier gefundenen antiken Dingen gestaltet. Im Garten baut Henrie allerlei Gemüse und Kräuter an und aus dem vielen Obst kocht sie leckere Konserven ein. 

Jörg im Wohnzimmer

Das Wetter ist leider sehr nass, trotzdem machen wir längere Spaziergänge mit den beiden Hunden und sammeln viele Pfifferlinge im Wald, die wir dann ofengetrocknet mit nach Hause nehmen dürfen.
Das zweite und größere renovierte Haus steht leer und so können wir dort schlafen, direkt vor der Glasscheibe des Ofens. So gibt es jeden Abend knisterndes ´Feuer-TV´!

Henrie, Larry, Kerstin und die Hunde auf dem Motorboot


Nicht zuletzt dank der umwerfenden Gastfreundschaft von Henrie und Larry verbrachten wir hier zwei wunderschöne Tage und wurden wieder einmal von der grandiosen Natur Kanadas, einer anderen Welt nur 130 km von White Rock entfernt, eingeholt.

Abendlicht

Montag, 31. Oktober 2011

29) WHITE ROCK, Oktober 2011

Gleich zu Monatsbeginn hat Kerstin Arbeit in einer Gärtnerei mit Floristikladen begonnen. Die Jobsuche währte nur einen Tag, Kerstin radelte im nahen Landwirtschaftsgebiet von Gärtnerei zu Gärtnerei und fragte nach Arbeit. Bei den Oceana Florists und der Tri-Star-Nursery fühlt sie sich nun wohl. Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich, da Kerstin sowohl in Garten und Gewächshäusern als auch im großen Blumenladen eingesetzt wird. Sowohl gestalterisch als auch gärtnerisch kann sie sich hier austoben und lernt viele neue Dinge. Für Zuhause fallen hier und da ein schöner Blumenstrauß, verschnittene Kräuterzweige oder auch mal ein nicht verkaufter Halloween-Kürbis ab. Die Gärtnerei liegt 18 km vom Boot entfernt, da ist Früh- und Nachmittagssport angesagt: 50 min radeln pro Strecke. Dazu kommt die körperlich anstrengende Arbeit in der Gärtnerei, so dass Kerstin abends zeitig die Augen zufallen.


Herbstnebel auf Kerstins Arbeitsweg

Das Bootsleben zu zweit, wenn auch an Land geparkt, ist lustig und außergewöhnlich. Natürlich müssen wir auf einige Dinge verzichten: fließendes Wasser, Herd und Backofen (stattdessen Elektropfanne und Mikrowelle), Platz, ständige komfortable Wärme. Nach einer der ersten leicht frostigen Nächte sind die Frontfenster schon mal von innen vereist. Die Temperaturen im Boot bewegen sich zur Zeit zwischen 7°C (früh) und 19°C, je nach dem ob die Sonne scheint bzw. was die kleine Heizung gerade so leistet. Waschräume nutzen wir zentral in der Marina, 20 m vom Boot entfernt. (Dort ist es warm!)

Sonntag im Bootszuhause

Schön ist die ruhige Lage der Marina außerhalb der ewigen schachbrettmäßigen Vorstadtsiedlungen, die sich, unterbrochen von Landwirtschaftsgebieten, von Vancouver in den Süden ausdehnen. Meer, Strand und naturbelassene Parks mit großen Zedern, Douglasien und Farnen liegen dagegen bei uns gleich um die Ecke. Die bunte Vogelwelt, die sich in der Bucht breit gemacht hat, beobachtet besonders Jörg gern mit seinem Fernglas. Bei klarem Wetter blicken wir bis zur Skyline Vancouvers mit den schneebedeckten Gipfeln im Hintergrund.

Morgendlicher Ausblick: Vancouvers Skyline und Neuschnee auf den Bergen


Abend am Meer

Auch wenn hier alles für kanadische Verhältnisse so nah beieinander ist: das Siedlungsgebiet von Vancouver bis zur Grenze der USA erstreckt sich über 50 km und ist alles andere als leicht mit dem Fahrrad zu befahren. Es gibt kaum Radwege und der Verkehr brummt teilweise viel zu nah am Radler vorbei. Da lohnt es sich, manchmal ruhigere Straßen zu wählen und dafür einen Umweg in Kauf zu nehmen. Manche Straßen kann man gar nicht beradeln. Dagegen ist Dresden ein wahres Radlerparadies!

Jörg wird sich bald auf Jobsuche begeben – aber gemach, gemach… schließlich müssen wir z.Zt. nicht viel Geld ausgeben. Wohnen, Wasser, Internetempfang – alles bekommen wir noch umsonst…

Wir werden uns nun jeden Monat im Blog melden und euch das Neueste berichten. Sieht so aus als wären wir vorerst sesshaft geworden… aber wer weiß…

Montag, 3. Oktober 2011

28) Das Boot in White Rock: UNSERE ERSTE WOHNUNG

ab 27.09.2011


Nach unserem Flug von Whitehorse nach Vancouver ist Jörg gleich am nächsten Tag für ein paar Wochen allein in die Heimat geflogen und der ein oder andere wird ihn jetzt wiedersehen!
Glücklicherweise hat uns Rob, der jetzt wieder zu Hause in Dease Lake ist, eingeladen, eine Weile auf seinem Boot in der Marina in White Rock zu wohnen. Zurück in Kanadas Süden sind die Bäume noch grün und der Herbst hat erst begonnen.
So hat es sich Kerstin auf dem Boot eingerichtet und verbringt die Tage mit Jobsuche, organisatorischen Erledigungen, Erkunden der Gegend mit dem Rad, Basteln, Brieflein schreiben. 
Mit den Kanadiern kommt man auch hier schnell ins Gespräch – auf der Straße, im Bus, im Supermarkt, im kleinen Lädchen um die Ecke. Einsamkeit kommt da nicht auf!

Dienstag, 27. September 2011

27) WHITEHORSE

22.-26.09.2011

Nach 8 Stunden Autofahrt von Dease Lake kommen wir abends am Haus von Philippe in Whitehorse an. Die erste Überraschung steht im Vorgarten: Philippe hat ein neues Kunstwerk errichtet, das bei Passanten rege Aufmerksamkeit erweckt. Nun steht er mal wieder auf Seite eins verschiedener regionaler Zeitungen:



Philippes Fahrrad-Kuppeldom

Nach Verabschiedung von Rob bauen wir hinterm Haus im kleinen Wäldchen unser Zelt auf. Philippes Zimmer sind jetzt alle untervermietet. Am nächsten Tag packen wir unsere hiergelassenen Sachen und sehen endlich unsere Fahrräder wieder! Freudig, all unsere Habseligkeiten wieder beisammen zu haben, radeln wir zu unserem arrangierten Couchsurfing-Gastgeber Greg, bei dem wir die letzten Tage in Whitehorse verbringen. Er wohnt 8 km außerhalb der Stadt in einer ruhigen Wohnsiedlung. Z.Zt. wohnt gerade eine Freundin, Stephanie, im Gästezimmer und so schlafen wir in Gregs altem VW-Bus vorm Haus. Stephanie lebt jedes Jahr von Mai-Oktober in Kanada und von November bis März in Honduras/Mittelamerika und ist wie Greg ein ´Alt-Hippie´.
Mit dem ´Riesenbaby´ Sophie, Gregs liebenswerter Hündin, streift Kerstin auf kleinen Pfaden durch bunte Wälder und die Siedlung mit den hübschen Holzhäusern und Gärten. Die Bergspitzen sind mit erstem Neuschnee gepudert und nachts gibt es auch in Whitehorse bereits Frost.

Ein gemütliches Schlafzimmer: Gregs 1974er VW-Bus
Spielen mit Sophie auf der Terrasse: Greg und Kerstin

Auf einer Radtour entlang des Yukon River zum Miles Canyon genießen wir das schöne Herbstwetter. 

Blick über Whitehorse
Am Yukon River
Radeln auf dem Wanderweg

Greg arbeitet im Yukon Wildlife Preserve, einem riesigen Wildgehege außerhalb der Stadt. So kommen wir in den Genuss einer gratis-Privattour in seinem Pickup und sehen die schönen Tiere Nordkanadas. U.a. Bergziegen, die weit oben in den Felsen leben und die wir in freier Wildbahn vergeblich zu entdecken versucht haben.
Auf dem Rückweg taucht ein Bio-Café ganz einsam am Straßenrand auf und wir lassen den Ausflug hier ausklingen. Es ist sehr gemütlich und gut besucht, leckere Dinge sind im Angebot und man spricht u.a. deutsch. Das ist im Yukon-Territorium nicht ungewöhnlich, denn hier im Norden gibt es viele deutsche Auswanderer. Sie bilden mittlerweile Yukons größte nicht-kanadischstämmige Bevölkerungsgruppe, gründeten kleine Outdoorfirmen, Bäckereien, Cafés. Artikel in hiesigen Zeitschriften beschäftigen sich u.a. damit, was die Deutschen so sehr in den Yukon zieht. Zugegeben, auch für uns ist der Yukon etwas ganz Besonderes und wir bedauern es sehr, dass wir hier nicht mehr Zeit verbringen konnten. Vor allem Kerstin fliegt mit einem weinenden Auge zurück nach Vancouver…



Bisonherde, Yukon Wildlife Preserve
Bergziege, Yukon Wildlife Preserve

Freitag, 23. September 2011

26) Unterwegs mit dem Pick-Up / Teil 2: GOLDENER HERBST IM NORDEN

14.-22.09.2011

Bevor wir Rob vormittags am vereinbarten Treffpunkt in Salmon Arm wiedertreffen, kommen wir in den Genuss, für ein paar Stunden ein Hotelzimmer zu nutzen. Denn Henriette, die auf der Durchreise zur Westküste ist und uns am Vortag mit dem Auto mitgenommen hatte, hatte sich hier ein Zimmer genommen. Da sie schon um 6 Uhr weiterreisen musste, hat sie uns abends gleich noch ihren Zimmerschlüssel hinterlassen. So kriechen wir früh natürlich gleich von unserem Zelt (auf der Wiese hinterm Hotel) ins komfortable Zimmer. Wieder mal Glück gehabt!

Nach einer langen Pick-Up-Fahrt durch weite Wald- und Farmlandschaften erreichen wir das kleine Zuhause von Robs jüngster Tochter Danielle in Prince George. Rob werkelt drei Tage am Haus und wir arrangieren ein Wiedersehen mit unseren damaligen Couchsurfing-Gastgebern Al und Val. Wir sind zum Abendessen zu Hause eingeladen und die Wiedersehensfreude ist groß! Abends zeigt uns Al den Club der Kriegsveteranen. Billard mit Rentnern. Zu guter Letzt macht Kerstin einen 81-Jährigen froh - als Tanzpartnerin zur Kapellenmusik.
Nach Dease Lake zu kommen, ist momentan nicht ganz einfach: Der Highway 37 ist durch starke Wasserschäden (Regen) gesperrt und wird nur ab und zu zur Durchfahrt geöffnet. Die Zeiten sind ungewiss, und so fahren wir erst einmal zu Robs Zweithaus in Stewart. Doch auch der Highway 37A nach Stewart ist gesperrt. Nach einer Stunde Warten dürfen wir 1:00 Uhr nachts hinter dem Pilotwagen der Arbeiter bis zum Ort fahren. Und so sieht das am nächsten Tag auf der Fahrt von Stewart aus:


 Highway 37A bei Stewart: was der Regen angerichtet hat

Es ist keine Seltenheit, dass kanadische Highways durch Schäden der Naturgewalt (Wasser, Feuer) gesperrt werden. Auch komplette Sperrungen über Tage und Wochen, in denen man abgeschnitten von jeglicher Versorgung ist. Da ist eine gute Vorratskammer Gold wert.
In Dease Lake bleiben wir wieder ein paar Tage bei Rob zu Hause. Rob wächst die Arbeit über den Kopf. Wir lesen, spazieren durch den Herbst, vertreiben uns die Zeit. Schließlich ist hier absolut tote Hose!

 Schon lange nicht mehr erblickt: Schwarzbärfamilie am Highway
 Das ´Zentrum´von Dease Lake
Mittagsschlaf auf der Terrasse

Auf der Fahrt nach Whitehorse geht es weiter mit unserem großen ´Deja-vu´. Denn seit Prince George fahren wir genau die gleiche Strecke, die wir im Sommer mit den Fahrrädern hochgestrampelt sind. Wir passieren jeden Übernachtungsplatz, Mittagspausenplatz etc. von damals. Komisch, jetzt so daran vorbeizurasen in dieser herbstlichen Stimmung.

Herbstlicher Stewart-Cassiar-Highway

Mittwoch, 14. September 2011

25) WANDERUNGEN IM SHUSWAP UND GLACIER NATIONALPARK

09.-13.09.2011


Da Rob einige Bekannte besuchen möchte und ein mehrtägiges berufliches Treffen in der Gegend hat, passt es ganz gut, dass wir uns für ein paar Tage in die Berge ´abseilen´.
Am ersten Abend wandern wir auf den Mt. Queest (2089 m) über den Shuswap-Seen. Zur Dämmerung erreichen wir ein leerstehendes Cottage des Schneemobilclubs unterhalb des Gipfels. Wanderern steht es im Sommer zum Übernachten offen. So haben wir heute Nacht ein warmes Zuhause inklusive Lagerfeuerplatz und Terrasse mit Ausblick. Nach einem schönen Wandertag in der Gipfelregion steigen wir den nächsten Abend zum kleinen Ort Malakwa ab, wo wir ein schönes Plätzchen am Fluss finden.
 Im Uferbereich tummeln sich rot-gelbe Lachse. Lachse leben nur eine Saison lang und verfärben sich vor ihrem Tod im Herbst. Jetzt müsste man eine Angel haben…


Auf dem Gipfel des Mt. Queest (2089 m)
 Badezeit am Queest Lake
 Guten Morgen!
 Lachse im Eagle River, Malakwa

Weiter geht es per Anhalter. Es finden sich schnell nette Autofahrer und wir landen am Nachmittag im Glacier Nationalpark, der zu den Rocky Mountains gehört. Bis zum Abend wandern wir Flusstäler hinauf zu den alpinen Wiesen, wo wir zwei Nächte bleiben. Am nächsten Tag führt der Weg auf einem Bergkamm entlang. Wir haben grandiose Rundblicke, u.a. in die vergletscherten Berge des Nationalparks.


Ausblick zur Bergkette des Glacier Nationalparks



Die netten Zimmermänner, welche hier oben an der z.Zt. geschlossenen Purcell-Skilodge werkeln, laden uns auf Kaffee und Tee ein, wir können abends das Bad nutzen und im riesigen Weltatlas blättern. Zwei Arbeiter werden schon früher ausgeflogen und so werden wir von den anderen zum Abendessen eingeladen. Welch Glück für unsere knurrenden Wanderermägen – hat die Provianttasche doch nicht mehr viel vorzuweisen!



Bietet Skihänge im Winter: Mt. Copperstain (2595 m)
Ein Tag in den Bergwiesen...

Seit längerem schlagen wir mal wieder unser Zelt auf – die Nächte hier oben sind kühl. Beim Abstieg sammeln wir Huckleberries, Blaubeeren und schwarze Johannisbeeren. Einige Sträucher sind schon blutrot gefärbt, andere Pflanzen gelb. Der Herbst ist da.

 Reiche Ernte: Huckle- und Blaubeeren

Freitag, 9. September 2011

24) Unterwegs im Pick-Up / Teil 1: CAMPING IN KANADAS SÜDEN

04.-09.09.2011


Zusammen mit Rob sind wir nun auf einer Reise mit seinem bis zum Dach voller Gerassel gefüllten Pick-Up unterwegs. Durch einen Feiertag ist verlängertes Wochenende und wir starten mitten im Ausflugstrubel. Vancouvers Bevölkerung streut sich in Richtung Whistler, einem frequentierten Ferienort 125 km von Vancouver entfernt, aus. Erst nach einigen Versuchen (randvolle Campingplätze) finden wir doch noch ein ruhiges Schlafplätzchen auf einem Recreation Site am Garibaldi Provinzpark, wo wir die ersten zwei Nächte bleiben.
Auf einer Tageswanderung zum Garibaldi-See und bis unter den Gipfel des Black Tusk (2316 m) kommen wir mal wieder richtig in Bewegung: 1500 Höhenmeter geht es bergauf und nachmittags wieder bergab. Rob verbringt den Tag im Tal und trifft derweil auf einem Spaziergang auf zwei Schwarzbären. Wir haben dagegen seit langer Zeit keine Bären mehr gesehen!


 Black Tusk (2316 m)
Ausblick vom Black Tusk zum Garibaldi-See

Nach Whistler wird der Highway 99 ruhiger und die Landschaft immer trockener. Wir fahren durch Täler mit Pappelwäldern und kleinen Farmen. Auf einer unasphaltierten Strasse entlang des Lilloet-Sees treffen wir auf kleine, ärmliche Siedlungen der Ureinwohner (First Nations). Diese Siedlungen sind am Aussterben – hier gibt es keine Arbeit und die jungen Leute wandern in größere Orte ab.


 Skookumchuk
 Skookumchuk
 Einsam gelegener Friedhof der First Nations

In British Columbia gibt es viele heiße Mineralquellen. An den Sloquet Hot Springs übernachten wir auf dem angegliederten Zeltplatz, wo Rob seinen ersten Angelerfolg verbucht: eine mittelgroße Forelle. Außerdem ist nachmittags, abends und früh baden in den alten Wannen der heißen Quellen angesagt. Mehr oder weniger warm, kann man sich das geeignete Bassin aussuchen. Zur Regulierung lässt sich kaltes oder heißes Wasser über Wasserhähne einlassen. Leider mögen Mücken diese Umgebung auch!


Mittagessen mit Rob: Forelle, Bratkartoffeln und Zwiebeln

Zurück auf dem Highway 99 gen Osten fahren wir entlang des Cayoosh Creek durch ein enges Tal mit steil aufragenden Felsen. Angekommen in Lilloet, hat sich die Landschaft schließlich komplett geändert. Es gibt kaum Vegetation, trockene, stachelige Büsche und viel Staub. Hier sind u.a. Klapperschlangen beheimatet. Am nächsten Morgen ist Jörgs Geburtstag und welch Glück - die deutsche Bäckerei in Lilloet bietet was das Herz begehrt: Mohn-, Quark-, Apfelkuchen, Schnecken, Hörnchen… das bekommt man hierzulande nicht oft! Ansonsten ist Lilloet ein hübsches Städtchen mit vielen alten Holzhäusern, kleinen Läden, Museum, Bibliothek. Wie viele Städte ist Lilloet durch den Goldrausch im 19. Jh. entstanden. Zu Hochzeiten zählte die Stadt 20.000 Einwohner, heute sind es 2300.


 Cayoosh Creek Canyon
 Fraser River bei Lilloet
 Lilloet

Bald erreichen wir die Shuswap-Region und damit auch wieder die Vegetation. Langgezogene, teilweise miteinander verbundene Seen prägen das Gebiet. Am Straßenrand verkaufen Bio-Farmen und Obstplantagen ihre Produkte und wir kaufen köstliche Pfirsiche, Birnen, Kirschen, Äpfel und frisch gebackenen Obstkuchen. Hier beginnt auch das Gebiet des Weinanbaus. Über 100 Weingüter gibt es im Süden British Columbias.



Schlafmützen am Adams Lake