Nun steht fest: wir werden definitiv nicht mehr mit Robs Boot in See stechen. Und da noch eine Weile am Boot im Hafen gewerkelt wird, entschließen uns für einen Abstecher in die 5 km entfernte USA.
Rob will dort etwas einkaufen und bringt uns mit dem Auto über die Grenze. Leichter gesagt als getan: anderthalb Stunden Wartezeit in der Autoschlange, dann eine Stunde Warten und Fragen beantworten bei den strengen Grenzbeamten. Die wollen einfach ALLES wissen. Nachdem unsere Lust zum Weiterreisen schließlich vergangen ist, werden wir letztendlich ins Land gelassen.
Unser Plan, einige Tage im Gebirge um den erloschenen Vulkan Mt. Baker zu wandern, geht nicht ganz auf. Denn schon von den Mitarbeitern des Forstbüros unten im Tal erfahren wir, dass viele der Wanderwege noch unterm Schnee begraben liegen. Das Gebiet um den Mt. Baker hält mit durchschnittlich 15 m Schnee im Winter den Weltschneerekord. Bis zu 30 m Schneehöhe wurden hier schon gemessen. Und die Natur ist hier dieses Jahr tatsächlich 6 Wochen zurück! Die wilden Beeren blühen gerade einmal.
Nach einigen Mitfahrgelegenheiten mit verschiedenen Leuten entscheiden wir uns, den 2018 m hohen und steilen Goat Mountain zu besteigen. Hier sind nur einige Schneefelder übrig und wir haben fantastische Ausblicke. Wir zelten am Berg auf einer freien Fläche – einer der schönsten Schlafplätze unserer Reise.
Am nächsten Nachmittag stellt sich Dauerregen ein. Der Unterschlupf für die kommende Nacht, den wir aufsuchen, stellt sich leider nicht als geschlossene Blockhütte, sondern offene Überdachung heraus. Es ist ungemütlich, nass und kühl und es sind keine längeren Wandermöglichkeiten in Sicht. So ergreifen wir die Chance, mit ein paar durchnässten zurückkehrenden Wanderern ein Stück aus den Bergen zurück zu fahren.
Zelten mit Blick zum Mt. Baker (3286 m)
Auf unserem neuen Reiseplan stehen die San Juan Islands, zwischen der US-amerikanischen Küste und dem kanadischen Vancouver Island gelegen. Nach diversen Busfahrten aus dem Hinterland durch kräftigen Regen schlägt das Wetter in Sonnenschein um, als wir mit der Fähre zur ersten Insel fahren. In 5 Tagen erkunden wir drei der 172 San Juan Inseln: Orcas Island, Shaw Island, San Juan Island (Hauptinsel). Trampen ist hier nicht ungewöhnlich, es gibt sogar kleine Haltestellen für Tramper. Wir nutzen diese Möglichkeit natürlich rege und lernen wieder eine Menge netter Leute kennen. Hier wohnen viele wohlhabende Leute, auch Künstler. Einen großen Skulpturenpark gibt es auf San Juan Island zu sehen. Außerdem ein paar historische Hinterlassenschaften der Briten, Töpfereien, Alpaca-Farmen, Leuchttürme und eine Lavendelfarm.
Mt. Young (198 m), San Juan Island
Die Inseln sind teilweise gebirgig und bewaldet. In den geschützten Naturparks besteigen wir Berge, baden in klaren Seen und genießen das tolle Sommerwetter. Das Zelt ist überflüssig, wir schlafen unter der Milchstraße… Manchmal sind auch ein paar gar nicht scheue Rehe um uns.
Shaw Island
Allerdings gestaltet sich die Suche nach einem Übernachtungsplatz schwierig: überall wo es schön ist, ist Privatland oder Zelten verboten. Zwei Nächte dürfen wir auf dem Grundstück von Denise und Cal direkt an einer Meeresbucht schlafen. Wir lernten sie an einem kleinen Steinbruch beim Baden kennen. An einem anderen Tag fährt uns Sandy, ein Uni-Mitarbeiter und alter Hippie, extra durch die Gegend, um einen versteckten Schlafplatz für uns zu finden.
Schlafplatz bei Denise + Cal
Unsere Zeit auf Vancouver Island verbringen wir tagsüber in Victoria, der Hauptstadt British Columbias. Restaurierte Häuser aus der britischen Kolonialzeit, das Parlamentsgebäude, kleine Märkte und etliche Straßencafés geben der Stadt ein europäisches Flair. Wir treffen Susan, unsere Gastgeberin aus Banff (Rocky Mountains), wieder. Sie verbringt die Sommer in Victoria, um sich ihrer Arbeit, der Malerei, zu widmen.
Hafen und Parlamentsgebäude, Victoria
Innenstadt, Victoria
An den Abenden fahren wir mit dem Stadtbus hinaus zum Thetis-See. Auf einem nahen, kleinen Berg übernachten wir zwei mal. Der Blick hinunter auf den See, umgeben von Wald und Felsen, ist einfach schön. Ebenso das abendliche und morgendliche Bad!
Abendliche Ankunft am Thetis Lake