Dienstag, 19. Juli 2011

15) MT. EDZIZA PROVINZPARK (Wanderung)

09.-18.07.2011, ca. 125 km

Eine außergewöhnliche Wanderung durch diesen Naturpark mit Vulkanlandschaften, Gletschern, wilden Flüssen und keiner einzigen Menschenseele lässt uns unsere Grenzen spüren. Weil das Gebiet schwer zugänglich ist, wird es nur von sehr wenigen Menschen pro Jahr begangen. Hier ist die Heimat der Bergziegen, Wölfe, Luchse, Grizzlies, Schwarzbären und Karibus mit ihren großen Geweihen.
Wir nehmen die Herausforderung an und beginnen mit dem schwierigsten Teil zuerst: vom Ende einer Forststraße, an der uns glücklicherweise Ron absetzt, heißt es 7 km bis zu einem See durch den Wald zu gehen. Denn hier gibt es noch keinen Weg. Wegen Regen können wir erst 16 Uhr starten und benötigen sagenhafte 11 Stunden, bis wir nachts gegen 3 Uhr völlig erschöpft das kleine Camp am See erreichen. Orientierung hatte man kaum: ständig müssen wir über tote Bäume klettern, uns durch Busch und Geäst quetschen, durch Sümpfe und Gewässer waten und dabei fleißig den Kochtopf schlagen (wir wollen Meister Bär ja nicht überraschen…). Dazu eine nette summende und stechende Mückenwolke als Begleitung.

 Beginn der Nacht im Busch...
 Riesen-Rotkappen


Die durchnassen Schuhe gebrauchen wir in den Aufstiegstagen noch für diverse Flussüberquerungen und weiteren Morast. Doch wenigstens gibt es nun einen erkennbaren Weg, nach der Baumgrenze nimmt die Mückenplage rapide ab und wir haben tagelang Bombenwetter und freie Sicht auf die wunderschöne Gegend. Unterwegs in Mondlandschaften, über Lavafelder und Gletscherflüsse, durch weite Grasebenen mit blühenden Lupinen erleben wir eine Abgeschiedenheit und Schönheit, die uns sehr beeindruckt.

 Wanderweg mit Biberdamm
 Überquerung des Chakima creek (zuerst Probe ohne Rucksack...)
Vulkanlandschaft mit Mt. Edziza (2787 m) und Gletscher
 Coffee Crater
 Abendstimmung
 Blick zum Küstengebirge im Westen
 Grasebene mit ´Black Knight´
 Eve´s Cone, der jüngste der Krater
 Am Kraterrand des Eve´s Cone
Am Kraterrand des Eve´s Cone

Leider haben wir kein Glück, die schönen Karibus und die Bergziegen mit ihrem langen, weißen Fell zu sehen. Nur Hufspuren. Ebenso Spuren von Luchs und Bär. Der einzige Schwarzbär taucht (nach Zeltabbau) an unserem ersten Camp auf. Rotkappen und Birkenpilze nehmen wir im Vorbeigehen vom Wegesrand mit. Die reichlichen Pilzmahlzeiten haben wir am Ende fast über.

Bären-Kratzbaum
Murmeltier-Baby


Beim 3-tägigen Abstieg kommen wir an einem Jagdcamp vorbei und am Buckley Lake zelten wir in einem hübschen, verlassenen Fischercamp. Hier gibt es laut Gästebuch viele Wölfe und nachts heult auch irgendetwas, aber wir sehen nix. 


Wieder mal Pilze putzen...
Buckley Lake


Leider verlieren wir den meist sehr guten Weg noch zwei Mal und müssen wieder durch den Busch. Erst am nächsten Tag treffen wir ihn dank GPS-Gerät überglücklich wieder.


Ohne Weg im Sumpf

Unsere letzte Aufgabe ist es, am Ende des Weges am breiten Stikine River ein Boot zu finden, dass uns auf die andere Flussseite und damit zurück in die Zivilisation bringt. Jörg macht sich bemerkbar und kommuniziert mit ein paar Leuten am anderen Ufer. Unsere letzte Nacht ohne Menschen genießen wir hier am Fluss mit neugierig gackernden Fischottern, Schwalben, surrenden Kolibris und einem ruhig vorbei schwimmenden Biber. Sogar verwilderte Stachelbeeren gibt es hier. 
Am nächsten Vormittag kommt das Boot mit einem netten Anwohner und bringt uns rüber nach Telegraph Creek. Der kleine Ort bekam seinen Namen durch den Bau einer langen Telegrafenleitung zum Yukon während des Goldrausches. Von 1901 bis 1936 war sie in Betrieb und wurde dann aufgrund modernen Radios aufgegeben.  


Überquerung des Stikine River

Außer einem Outdoor-Veranstalter, dem urigen River Song Cafe mit lecker Essen (wir sind ganz ausgezehrt…) , der alten Holzkirche, ein paar Hütten und Häusern gibt es hier nicht mehr viel. Im oberen Ortsteil wohnen abgeschieden die Ureinwohner wie in einem kleinen Ghetto.

Telegraph creek

Glücklich zurück!

Zur Feier des Tages holt uns Rob mit dem Jeep aus Dease Lake ab. Auf der 120 km langen Fahrt auf der sich bergauf und –ab windenden Schotterstraße stoppen wir ein paar Mal, um in den Canyon des Stikine Rivers mit seinem Basaltgestein zu blicken. Weißkopfseeadler kreisen überm Abgrund. 


Stikine River Canyon

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